Wer bin ich – und wenn ja…?

Wie geht „authentische“ Dienstleistung?

Eine sehr spannende Frage, die Ina Machold auf ihrem Blog Konflikte-entfalten.de  zum Thema einer  Blogparade gemacht hat (Was ist eine Blogparade?)! Seit ich die Einladung dazu  auf Twitter entdeckte, gingen mir zu diesem Thema diverse Überlegungen durch den Kopf.

Die Allererste lautete:
Du bist noch nicht sehr lange selbstständig, bloggst erst seit kurzem – ein echter Frischling in der Teilnehmerrunde. Willst du a) allen Ernstes schon bei den „Alten Hasen im Web“ mitmischen und b) wie präsentierst du dich da? Damit war ich schon mittendrin im Thema Authentizität und Erwartungen 😉 ! Also dann, los geht’s – aus meiner ganz persönlichen Sicht.

Ich entwickle für Solopreneure und kleine Unternehmen ihr ganz spezielles Profil, ihr „Gesicht“, ihre Marke. Ein wichtiger und von mir heißgeliebter Teil meiner Arbeit ist mein Einsatz als „Trüffelschwein“: Ich steige für eine Weile in die Welt meines Auftraggebers ein. Was liebt er an seinem Geschäft, wie tickt sein „Laden“ und sein Team, welche Persönlichkeit hat dieses Unternehmen?

Im Idealfall fängt mein Gegenüber an zu erzählen: von Beweggründen, Motivation, Engagement, Herzblut. Je nach Typ und Veranlagung redet er/sie sich mehr oder weniger in Begeisterung, lässt mich teilhaben an seiner „Freude am Tun“. Damit gibt er etwas von sich preis, lässt mich hinter seine Kulissen gucken – wenn ich es ebenfalls tue, auch etwas von mir zeige und aufrichtig an ihm  interessiert bin.

Wenn ich authentisch bin, klappt’s auch mit dem Kunden.

Zumindest ist es eine gute Voraussetzung dafür.
Das Gerangel zwischen Authentizität und Erwartung findet nach meiner Erfahrung viel öfter in mir selbst statt, als dass es von außen an mich herangetragen wird. Authentizität als Dienstleister bedeutet für mich vor allem, nicht in eine Rolle zu schlüpfen, die nicht zu mir passt – auch wenn die Versuchung zu Beginn meiner Selbstständigkeit, ungeachtet aller fachlichen Kompetenz, oft recht groß war.

Beispiel gefällig? Erstgespräch mit dem Inhaber eines traditionsreichen Hamburger Unternehmens. Der Klassiker: Dicke Teppiche, gedämpfte Geräuschkulisse, Honoratioren in Öl, die von mahagonivertäfelten Wänden auf mich herabschauten (man achte auf meine Wortwahl…). Mir gegenüber saß ein silberhaariger Hanseat im dunkelblauen Zweireiher und blickte mich freundlich-distanziert an. Ich fragte, er antwortete… aber das Gespräch kam einfach nicht richtig in Gang. Ohne es zu merken, nahm ich nämlich immer mehr Haltung an, weil mich diese ganze Situation reichlich eingeschüchtert hatte.  Körperhaltung, Sprache, Mimik – alles das hatte mein innerer Autopilot in eine bestimmte Rolle gestopft, in der Annahme, ich müsse jetzt ein an meine Umgebung angepasstes Bild vermitteln: zu 100 Prozent hanseatisch und distinguiert.

Verstehen Sie mich bitte nicht falsch: Ich kann mit Messer und Gabel essen, verlasse das Haus mit sauberen Fingernägeln, bin durchaus eloquent und weiß mich ansprechend – und angemessen – zu kleiden.

Und natürlich stelle ich mich wie jeder gute Dienstleister auf meine Kunden ein: Ist mein Gesprächspartner (im Gegensatz zu mir) eher still und introvertiert, nehme ich mich selbstverständlich auch etwas zurück. Habe ich  einen Handwerksmeister mit einer Vorliebe für eine etwas rustikalere Sprache vor mir,  lasse ich auch mal einen lockeren Spruch los: Das liegt mir nämlich.

Ich bin beweglich – aber ich will mich nicht verbiegen.

In jenem Erstgespräch war ich allerdings kurze Zeit arg gefährdet, es doch zu tun. Irgendwann wurde mir das bewusst: So „verbogen“ will ich nicht sein und nicht arbeiten! Ich schüttelte mich innerlich 1x kräftig, der Stock rutschte mir sozusagen endlich aus dem Rücken – und plötzlich konnte sich ein echter Austausch entwickeln. Im weiteren Verlauf entdeckten mein hanseatisches Gegenüber   und ich dann noch unsere gemeinsame Vorliebe für’s Plattdeutsche und irgendwann war klar: Die Chemie stimmt. Und das soll ja einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Erteilung von Aufträgen haben… 😉 .

Ich weiß nicht mehr, wo ich folgenden Satz gelesen habe, aber er sagt es kurz & knackig:

Ich zeige nicht alles, was ich bin – aber ich bin alles, was ich zeige.

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Nachtrag: Die Positionierung und Markenentwicklung meiner Kund:innen hat mir diverse Jahre großes Vergnügen bereitet. Von Anfang an hatte meine Arbeit auch Coaching-Elemente – und irgendwann merkte ich, dass mir das Coaching immer mehr Spaß machte als die Marketingthemen. Deshalb konzentriere ich mich seit Ende 2019 aufs Coaching für Menschen aus Management und Unternehmensführung.

Falls Sie aber als mein Coachee Lust bekommen, mit mir auch die Positionierung Ihres Unternehmens anzugehen: Dann lassen Sie uns drüber sprechen. 😉

 

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